Hörgeräte: Zwei Mikrofone nehmen die Geräusche auf

Ein Mikrochip analysiert die Klangkulisse und passt sie an

Zentrale Komponenten eines Hörgeräts sind die Mikrofone. Moderne Geräte arbeiten mit zwei Mikrofonen, Modelle mit nur einem Mikro sind heutzutage die Ausnahme. Durch präzise Ausrichtung und Analyse der empfangenen Töne können die Hörgeräte die relevanten Geräusche herausfiltern und verstärken. Dabei geht es vor allem um gutes Sprachverstehen und das Unterdrücken von Störgeräuschen.

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Wie die Richtwirkung von Hörgeräte-Mikrofonen funktioniert

Früher arbeiteten Hörgeräte mit einem Mikrofon, das Geräusche omnidirektional aufnahm und bestimmte Frequenzen verstärkte. Omnidirektional bedeutet, dass das Mikrofon eine kugelförmige Richtcharakteristik hat, die akustischen Signale also aus allen Richtungen gleich aufnimmt.

Für den Träger eines Hörgeräts ist es aber wichtig, dass nicht nur die richtigen Frequenzen verstärkt werden, sondern auch die Signale, die wichtig sind. In der Regel bedeutet das eine frontale Orientierung, da eine gute Spracherkennung Vorrang hat und der Gesprächspartner meistens gegenübersitzt. Dafür werden Richtmikrofone genutzt. Die beiden Mikrofone sind im Hörgerätegehäuse rund 1,5 Zentimeter voneinander entfernt positioniert. Sie registrieren dadurch die Schwingungen in der Luft (Schalldruck) mit einem Zeitversatz. Der Hörgeräte-Chip kann durch diese Verzögerung die Signale so analysieren, dass das Hörgerät Störgeräusche, die aus bestimmten Richtungen kommen, unterdrückt. Ist also gewünscht, die Stimme eines Gesprächspartners, der vor einem sitzt, zu verstärken, werden potenzielle Störgeräusche von links, rechts oder hinten heruntergeregelt oder fast komplett ausgefiltert. Im letzteren Fall spricht man von Nullstellen.

Funktionsumfänge von Hörgeräten mit zwei Mikrofonen

Je nach Ausstattungsgrad der Modelle funktionieren die Richtmikrofone unterschiedlich komfortabel. Einfache Hörgeräte mit zwei Mikrofonen ermöglichen das manuelle Umschalten von omnidirektionaler Charakteristik in eine Richtcharakteristik. So kann der Träger die Einstellung je nach Geräuschumfeld auswählen. Bei Geräten mit höheren Komfortstufen sind folgende Funktionen möglich:

  • automatische, fließende Überblendung von omnidirektionaler Charakteristik in Richtcharakteristik, resultierend aus der Geräuschanalyse des Chips. Die Überblendung erfolgt auf beiden Hörgeräten gleich.

  • automatische Überblendung bei gleichzeitiger Störgeräuschreduzierung mit Abgleich zwischen den Hörgeräten, bei denen die Überblendung separat erfolgt. Solche per Funk miteinander verbundenen Modelle nennt man binaurale Hörgeräte.

  • präzisere Steuerung der Nullstellen, damit die Richtcharakteristik nicht nur starr nach vorn ausgerichtet ist.

  • virtuelle Nachbildung der Ohrmuschel bei der Richtcharakteristik (Pinna-Effekt) für eine möglichst natürlich wirkende Direktionalität.

Wann ist ein externes Mikrofon sinnvoll?

Der Effektivität von Richtmikrofonen sind Grenzen gesetzt. Einerseits gilt: Je näher sich die Quelle eines Störgeräusches am Nutzsignal befindet, desto geringer ist die Funktionalität eines Richtmikrofons. Andererseits haben Richtmikrofone eine bestimmte Reichweite, innerhalb derer sie Ihre Wirkung entfalten. Diese beträgt rund zwei Meter. Gerade in Situationen wie Vorträgen oder größeren Gesprächsrunden kann für das Hörgerät ein zusätzliches externes Mikrofon sinnvoll sein. Es wird so positioniert, dass es die gewünschten akustischen Signale aufnimmt und per Funk auf die Hörgeräte überträgt.