Symptome, Auswirkungen, Behandlung
Augenerkrankungen können in allen Teilen des Auges auftreten. Einige lassen sich einfach heilen, andere bedrohen die Sehfähigkeit und müssen ein Leben lang behandelt werden. Nur selten können Laien sie an ihrer Symptomatik erkennen. Wir stellen hier die wichtigsten Augenkrankheiten vor.
Grundsätzlich unterscheidet die Augenheilkunde zwischen Fehlsichtigkeiten und Augenkrankheiten. Fehlsichtigkeit wie Kurz- oder Weitsichtigkeit, Farbenblindheit oder Schielen beeinträchtigen zwar das Leben der Betroffenen, haben ihre Ursache aber zumeist in körperlichen Gegebenheiten wie Augapfelform, Augenmuskulatur oder Ausstattung der Netzhaut mit Sinneszellen. Ihnen liegt keine Erkrankung zugrunde, und oft lassen sie sich durch augenoptische Maßnahmen korrigieren.
Augenkrankheiten hingegen haben oft bakterielle, entzündliche oder stoffwechselbedingte Ursachen. Sie können unbehandelt einen gefährlichen Verlauf nehmen und bedürfen der ärztlichen Diagnose und Therapie. Unbehandelt können sie zum Verlust der Sehfähigkeit führen.
Die wichtigsten Augenkrankheiten sind im vorderen Augenbereich– der Vorkammer – oder im hinteren Augenbereich – also im eigentlichen Augapfel – zu verorten. Vereinfacht gesagt betreffen die Erkrankungen in der Vorkammer den optischen Apparat, die Erkrankungen im Augapfel eher das Nervensystem des Auges. Hinzu kommen Erkrankungen am äußeren Auge. Neben spezifischen Augenkrankheiten, die nachstehend näher ausgeführt werden, kann es in fast allen Teilen des Auges auch zu bakteriellen Entzündungen kommen.
Die sogenannte Vorkammer bildet den vorderen Teil des Auges. Nach außen durch die Hornhaut geschützt, befindet sich hier das optische System. Es regelt den Lichteinlass und die Lichtbrechung. Die Vorkammer ist durch die Augenlinse vom hinteren Augenteil abgetrennt.
Die glasklare Hornhaut bedeckt den vorderen Teil des Augapfels. Sie schützt die Vorkammer des Auges und ist für den Lichteinlass wichtig. Bei einer Hornhautdegeneration – einer alters-, verletzungs- oder erkrankungsbedingten Hornhautveränderung – trübt sich das Sehen ein. Sie kann sich bis zur Blindheit entwickeln.
Eine Hornhautdystrophie ist eine erblich bedingte Verringerung der Lichtdurchlässigkeit. Sie wird von Einlagerungen verursacht, die die Sehleistung verschlechtern. Hornhaut lässt sich zur Wiederherstellung der Sehfähigkeit transplantieren.
Bei einem Keratokonus kommt es zu einer Verdünnung und kegelförmigen Auswölbung der Hornhaut. Sie macht sich durch rasche Veränderung der Sehschärfe und häufige Anpassung der Brille bemerkbar. Eine Ursachenbehandlung ist nicht möglich, Abhilfe schaffen oft harte Kontaktlinsen. Auch eine Operation und Hornhauttransplantation sind möglich.
Grauer Star ist eine zumeist altersbedingte Eintrübung der Augenlinse. In der Frühphase verursacht sie verschwommenes Sehen, später erscheint den Betroffenen das Sehfeld vernebelt. Ist die Linse schließlich stark eingetrübt, kann sie operativ durch eine Kunstlinse ersetzt werden. Unbehandelt würde Grauer Star zur vollständigen Erblindung führen.
Der Grüne Star hat seine Ursache in einer Druckzunahme im vorderen Augenteil, führt aber im hinteren Augenbereich zu schweren Schäden und Beeinträchtigungen des Sehens. Und so entsteht der Grüne Star: Die Vorderkammer des Auges wird vom sogenannten Kammerwasser durchflossen. Es wird im Ziliarkörper gebildet, versorgt Augenlinse, Iris und Hornhaut mit Nährstoffen und fließt durch den Kammerwinkel und den Schlemm’schen Kanal ab. Wird zu viel Kammerwasser produziert oder das Abfließen behindert, steigt der Augendruck als erste Stufe des Grünen Stars an. Dieser für Betroffene nicht spürbare Vorgang drückt schließlich die Augenlinse in Richtung des hinteren Augenbereichs und erhöht auch dort den Druck. Darauf reagiert der Sehnerv mit Funktionsausfällen, er wird stark und dauerhaft geschädigt und schließlich zerstört. Unbehandelt würde der Grüne Star zur Erblindung führen; die Augenerkrankung kann aber mit Augentropfen zur Senkung des Augeninnendrucks therapiert werden.
Erkrankungen der Pupille, die durch Weitung oder Verengung den Lichteinlass des Auges regelt, betreffen die Beweglichkeit der Pupille. Aufgrund einer neurologischen Störung reagiert sie bei einer Pupillotonie nur verlangsamt auf Veränderungen im Lichteinfall. Dies ist meist harmlos und tritt in der Regel einseitig auf.
Verschiedene Formen der Pupillenstarre haben ebenfalls eine neurologische Ursache. Sie treten beidseitig auf und sind an einer gänzlich fehlenden Reaktionsfähigkeit der auch
bei Dunkelheit enggestellten Pupille erkennbar.
Im hinteren Augenbereich betreffen Erkrankungen vor allem das Nervensystem der Netzhaut.
Netzhautablösungen (Ablatio retinae) und Netzhautrisse können durch zu geringen Augeninnendruck, Durchblutungsstörungen, Alterungsprozesse, körperliche Überanstrengung oder als Folge anderer Erkrankungen wie Diabetes mellitus verursacht werden. Löst sich die Netzhaut (Retina) von der Augenrückwand, sterben die darin befindlichen Sehnervenzellen (Zapfen und Stäbchen) ab. Das Sichtfeld der Betroffenen verkleinert sich oder es kommt zu Ausfällen, die nicht heilbar sind. Eine beginnende Netzhautablösung kann mittels Laser stabilisiert werden. Löst sich die Netzhaut spontan und großflächig, nehmen Betroffene Rußregen und eine Verdunkelung des Sehfeldes wahr. Hier sind sofortige ärztliche Gegenmaßnahmen wichtig, um die Sehfähigkeit zu retten.
Im zentralen Bereich der Netzhaut – der Sehgrube, auch gelber Fleck genannt – befindet sich die nur wenige Millimeter große Macula lutea (Makula). Dies ist der Ort des schärfsten Sehens mit einer sehr hohen Sehnervendichte, in dem die Lichtstrahlen der Augenlinse gebündelt auftreffen. Altersbedingt können sich in der Makula Ablagerungen von Stoffwechselprozessen
bilden, sogenannte Drusen. Sie heben die Sehnerven von der darunterliegenden Aderhaut ab. Zuerst nehmen Betroffene Verzerrungen gerader Linien wahr, Farben wirken blass, schließlich sehen sie graue Flecken genau dort, wo etwas scharf fixiert werden soll.
Diese altersbedingte Makuladegeneration (AMD) wandelt sich später zur feuchten altersbedingten Makuladegeneration (feuchte AMD), bei der Blutgefäße in die Netzhaut hineinwachsen und eine Flüssigkeit absondern, die die Ablösung der Sehnervenzellen und ihr Absterben beschleunigen. Feuchte altersbedingte Makuladegeneration ist nicht heilbar. Sie kann schnell voranschreiten und würde unbehandelt zur Erblindung führen. Ihre Entwicklung
kann aber medikamentös stark gehemmt werden. Je früher die Diagnose erfolgt und die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten auf langen Erhalt der Sehfähigkeit.
Neben Schädigungen durch den Grünen Star kann auch eine Entzündung des Sehnervs die Sehfähigkeit angreifen. Sie ist entweder am Anfang des Sehnervs im Netzhautbereich oder am eigentlichen Sehnervenstrang hinter dem Augapfel verortet. Zwar klingt sie meist nach mehreren Wochen von allein wieder ab, hat dann aber dauerhafte Schäden verursacht. Medikamentös lässt sie sich gut behandeln.
Glaskörpertrübungen, bei denen man im Gegenlicht oder vor hellem Hintergrund schwarze Punkte, Flusen oder Schlieren über das Sichtfeld wandern sieht, gelten nicht als Augenerkrankung. Sie entstehen, wenn sich der Glaskörper von der Netzhaut löst und sich Bindegewebsfasern des Glaskörpers verdicken. Dieses „Mouches volantes“ („fliegende Mücken“) genannte Phänomen bedarf keiner Behandlung. Kurzsichtige nehmen sie eher wahr als Normalsichtige.
Erkrankungen am äußeren Auge betreffen die Bindehaut, die Augenlider und den Tränenapparat. Sie gelten nicht als schwere Erkrankungen und sind mit frei verkäuflichen Tropfen und Salben zu kurieren. Trotzdem müssen sie ernst genommen werden, da sie bei falscher oder Nichtbehandlung zu schwereren Erkrankungen führen können. Werden die Symptome stärker oder klingen die Erkrankungen nicht ab, muss unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.
Die Teile des vorderen Augapfels umgebende Bindehaut kann sich aus vielfältigen Gründen entzünden. Ursachen können bakterieller, viraler, mykotischer (pilzbedingter) und parasitärer Art sein. Auch Allergien oder Staub und Rauch können zu einer Bindehautentzündung führen. Die Erkrankung geht mit erhöhter Lichtempfindlichkeit, Brennen, starkem Juckreiz, Sekretion und Tränenfluss einher, das äußere Auge ist stark gerötet. Für die Behandlung stehen verschiedene, auf die jeweilige Ursache spezialisierte Medikamente zur Verfügung. Die konkret vorliegende Ursache sollte ärztlich abgeklärt werden.
Entzündungen des Augenlids (Blepharitis) betreffen zumeist den Lidrand. Am bekanntesten sind Hagelkorn und Gerstenkorn. Bei einem Hagelkorn (Chalazion) handelt es sich um eine meist chronische, nicht heilbare Entzündung von Talgdrüsen (Meibom-Drüse) am Rand des Augenlids.
Ein Gerstenkorn (Hordeolum) ist eine bakterielle Infektion einer Talg- oder Schweißdrüse am Augenlid. Dabei bildet sich ein schmerzhafter, druckempfindlicher Abszess. Beim inneren Gerstenkorn (Hordeolum internum) ist die Meibom-Drüse entzündet. Das Gerstenkorn wird mit einer antibakteriellen Salbe behandelt.
Das „trockene Auge“ (Sicca-Syndrom) ist eine Störung der Produktion und Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit. Dadurch ist die Augenoberfläche unzureichend befeuchtet. Zu den Ursachen gehören Umweltbelastungen, Medikamenteneinnahme und klimatische Einwirkungen. Das trockene Auge tritt auch infolge chirurgischer Eingriffe an der Augenlinse auf, etwa nach Operationen des Grauen Stars.