Dies vorweg: Hörgeräte sind klasse. Sie verbessern den Alltag Schwerhöriger deutlich. Und doch scheuen sich viele Menschen davor, Hörhilfen zu tragen. Manche haben regelrecht Angst vor Hörgeräten. Das hat vor allem mit Scham zu tun: Schwerhörigkeit und das Tragen von Hörgeräten empfinden viele als Makel – als Makel des Alters.
Sie können an Gesprächen nur noch eingeschränkt teilhaben. Telefonieren fällt schwer. Der laute Fernseher nervt die Nachbarn. Die Enkel kichern, wenn Opa wieder mal Quatsch verstanden hat. Und bald ziehen sie sich immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurück, weil sie im Restaurant nichts mehr verstehen und Konzerte keine Freude mehr bereiten. Menschen, die eine Schwerhörigkeit entwickeln, nehmen eine Menge in Kauf. Im Schnitt vergehen zwei Jahre von der Diagnose eines Hörverlusts bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich Betroffene Hörhilfen anschaffen.1 Dabei sind Hörgeräte Hilfsmittel, die sie dringend benötigen und die ihr Leben ungemein bereichern.
Vielen Betroffene sind Hörgeräte peinlich. Zu groß, für jeden sichtbar und hässlich. Die Bedienung zu kompliziert, und bei Überlastung würden die Geräte manchmal gar pfeifen. Fakt ist: Das alles stimmt längst nicht mehr. Technisch haben sich Hörgeräte enorm weiterentwickelt, ihre Leistung reicht an ein normal funktionierendes Gehör heran. Meist verschwinden sie derart elegant hinterm oder im Ohr, dass sie nahezu unsichtbar sind. Zudem sind moderne Hörgeräte smarte Hightech-Tools. Sie lassen sich mit Fernsehern, Smartphones und Navigationsgeräten verbinden und erleichtern auf vielfache Weise den Alltag der Betroffenen. Angst vor Hörgeräten? Muss niemand haben.
Zehn Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Hörschädigung, doch nur 37 Prozent der Schwerhörigen tragen Hörgeräte. Die allermeisten Nutzer von Hörlösungen zeigen sich zufrieden: 97 Prozent sagen, dass sich ihre Lebensqualität durch die Hörgeräte verbessert hat. 94 Prozent empfinden ihre Hörhilfe im Job als hilfreich. Und jeder Sechste erklärt im Nachhinein, er hätte sich die Hörgeräte früher zulegen sollen. Diese Erfahrungsberichte belegen, dass die Angst vor Hörgeräten unbegründet ist.
Ignorieren Betroffene ihre Schwerhörigkeit zu lange, hat das womöglich weitreichende Folgen: Unser Gehirn kann das Hören verlernen, wenn es über längere Zeit nicht mit akustischen Signalen versorgt wird. Nach einiger Zeit vergisst das Gehirn diese Signale, da sich für das Hören zuständige Nervenverbindungen zurückbilden. Außerdem begünstigt Schwerhörigkeit die Entwicklung einer Demenz. Wer schlecht hört, nimmt weniger wahr und bietet seinem Gehirn kaum Reize. Eine mögliche Folge: die Altersdemenz.
Um Betroffene nicht zu verschrecken, sollten Angehörige die Schwerhörigkeit einfühlsam ansprechen und eine etwaige Angst vor Hörgeräten ernst nehmen. Je behutsamer und verständnisvoller das erste Gespräch über eine mögliche Schwerhörigkeit geführt wird, umso wahrscheinlicher ist, dass der Betroffene nicht abblockt. Ein Hörtest gibt dann Auskunft darüber, wie es um das Hörvermögen bestellt ist.