Morbus Menière ist eine seltene Erkrankung des Ohrs, sie wurde erstmals von dem französischen Ohrenarzt Prosper Menière im 19. Jahrhundert beschrieben. Menière erkannte den Zusammenhang der drei Symptome, die für das Krankheitsbild typisch sind und ordnete die Krankheit dem Innenohr zu.
Charakteristisch für Morbus Menière ist, dass die Symptome urplötzlich auftreten. Die drei Symptome im Überblick:
Beim Morbus Menière kommt es zu Schwindelanfälle, die Minuten und in schweren Fällen auch Stunden anhalten. Die Schwindelattacken können mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sein. Betroffenen ist es unter Umständen nicht mehr möglich, aufrecht zu stehen.
Hörminderung. Die für Morbus Menière typischen Schwindelanfälle können mit einer Verschlechterung des Hörvermögens einhergehen. Häufig ist der Tieftonbereich betroffen. Die Hörminderung verschwindet in der Regel nach Abklingen des Schwindelanfalls wieder. Bei häufigen Schwindelanfällen ist eine dauerhafte Hörstörung möglich.
Ohrgeräusche (Tinnitus). Während eines Schwindelanfalls können zudem nicht ortbare Ohrgeräuschen auftreten, häufig gemeinsam mit der Hörminderung. Der Tinnitus kann bei häufigen Anfällen ebenfalls dauerhaft bestehen bleiben.
Da zwischen den Anfällen große Zeitabstände liegen können und die Symptome nicht gleichzeitig auftreten müssen, ist die Diagnose von Morbus Menière schwierig und erfordert eine Reihe von Untersuchungen.
Was die Krankheit auslöst, ist noch nicht vollständig erforscht. Erwiesen ist, dass die auslösende Ursache der Symptome ein endolymphatischer Hydrops (Hydrops cochleae) ist. Dahinter verbirgt sich eine krankhafte Zunahme der Endolymphe, einer kaliumreichen Flüssigkeit im Innenohr. Diese Flüssigkeit befindet sich in winzigen Hohlräumen in der Hörschnecke und im Gleichgewichtsorgan und ist für deren Funktion notwendig. Wird zu viel Endolymphe gebildet, steigt der Druck in den Hohlräumen und es kommt zu Hör- und Gleichgewichtsstörungen. Wie es im Ohr zu dieser verstärkten Flüssigkeitszunahme kommt, ist noch nicht geklärt.
Da nicht sicher ist, was den endolymphatischen Hydrops auslöst, ist eine ursächliche Behandlung von Morbus Menière bislang nicht möglich. Bei der Behandlung konzentrieren sich die Ärzte daher auf Prophylaxe und die Linderung der Symptome.
Bei der Akutbehandlung von Morbus Menière verschreibt der Arzt Medikamente gegen den Schwindel, eventuell auch gegen Übelkeit. Die Wirkung einer direkten medikamentösen Behandlung des endolymphatischen Hydrops mit dem Ziel, die Flüssigkeitsmenge zu reduzieren, ist in der medizinischen Forschung umstritten.
Eine angepasste Lebensweise mit einer kaliumreichen, kochsalzarmen Ernährung sowie Entspannungsübungen, Sport und Vermeidung von Stress hat ebenfalls vorbeugende Wirkung.
Morbus Menière ist eine seltene Krankheit, von der nur fünf bis zehn Prozent aller Patienten betroffen sind, die über Schwindel klagen. Daher ist nicht jede Gleichgewichtsstörung ein Indiz für die Krankheit. Ein Gespräch mit einem HNO-Arzt ist aber dringend geboten, da bei Schwindel die Ursache geklärt werden muss.
Wenn sich bei Morbus Menière aufgrund von häufigeren Schwindelanfällen eine anhaltende Schwerhörigkeit entwickelt hat, ist eine Versorgung mit Hörgeräten notwendig. Da der Grad der Schwerhörigkeit durch die Anfälle schwankend ist, muss ein Hörakustiker die Einstellungen der Hörgeräte regelmäßig anpassen. Eine sinnvolle Empfehlung kann hier nur der HNO-Arzt geben.